Regionaler Onlinehandel: Ein Trend mit nachhaltigem Erfolg?

  • In der Corona-Krise sind zahlreiche Online-Plattformen für den regionalen Einkauf entstanden. Dass Konsumenten daran interessiert sind, zeigen erste Zugriffszahlen. Was ist zu tun, damit der verstärkte Trend zur Regionalisierung im E-Commerce nachhaltig bleibt? Die Geschäftsschließungen wegen der Corona-Pandemie setzten dem Handel immens zu. Laut einer Studie des Instituts für Handel, Absatz und Marketing der Linzer Johannes Kepler Universität (JKU) hat der Shutdown bis Ostern allein im stationären Einzelhandel zu Umsatzeinbrüchen von rund 2,6 Mrd. Euro brutto geführt. Während ab dem 16. März nur noch Supermärkte, Drogerieketten, Trafiken, Apotheken und Tierbedarfsgeschäfte offen haben durften, war der Onlinehandel für viele Händler oft die einzige Möglichkeit, nicht völlig leer auszugehen.

Onlinehandel: Ein Gewinner der Krise

  • „Einkaufen in der Krise“, diese Studie des österreichischen Gallup Instituts sieht den Onlinehandel als Gewinner der Corona-Pandemie. In dieser Zeit haben 71 Prozent der Konsumenten im Internet gekauft, sieben Prozent zum ersten Mal. Die Krise könnte auch nachhaltig Spuren in Bezug auf das Einkaufsverhalten hinterlassen. Drei Viertel der Händler gehen künftig von zunehmenden Onlinebestellungen aus, so eine Umfrage des Handelsverbands. Laut Gallup-Umfrage steigt die Bedeutung von Regionalität beim Einkauf. 67 Prozent gaben an, auch nach der Krise mehr regionale Produkte kaufen zu wollen und 63 Prozent planen auch in Zukunft bei heimischen Unternehmen einzukaufen.

Zahlreiche heimische Shop-Plattformen

  • Eine verstärkte Regionalisierung im E-Commerce zeigen auch Zugriffszahlen von heimischen Online-Plattformen. So hat beispielsweise das Land Tirol mit der Standortagentur Tirol während der Pandemie www.wirkaufenin.tirol initiiert. Rund 1900 Tiroler Unternehmen bieten über diese Shop-Plattform ihre Produkte und Dienstleistungen an. Innerhalb kurzer Zeit kam es zu etwa 550.000 Seitenaufrufen, mehr als 140.000 Nutzer haben sich registriert. ecommerceaustria.at, kauftregional.at, kaufdaheim.at & Co.: Das Angebot an regionalen Einkaufsportalen im Internet ist während der Corona-Pandemie stark gestiegen. Deren Ziel ist jeweils, den Vertrieb nachhaltiger und regionaler Produkte von heimischen Klein- und Kleinstunternehmen zu fördern. 46 Prozent der Handelsunternehmen gaben bei einer Umfrage des Handelsverbands an, im Zuge von Covid-19 ihren eigenen Online-Shop ausgebaut oder aufgebaut zu haben. Jeder Dritte (33%) hat seine Webpräsenz auf heimischen Onlinemarktplätzen gestartet oder verstärkt.

Heimische Online-Shops in der Nische

  • Diese regionalen E-Commerce-Plattformen sind jedoch keine Selbstläufer. Die Gallup-Studie sieht weiterhin die internationalen E-Commerce-Konzerne als die großen Profiteure. In den stärksten Kategorien beim Online-Shoppen, Kleidung und Schuhe, kaufen die Österreicher und ÖsterreicherInnen zu 70 Prozent bei internationalen Anbietern. Heimische Online-Shops bedienen hingegen Nischen. Vor allem Pflanzen und Gartenbedarf, Lebensmittel und Möbel kauft die Mehrheit bei heimischen Online-Shops und nicht bei internationalen.

Nachhaltiges Verhältnis mit den Kunden aufbauen

  • Fragt man die Österreicher, was sie motivieren könnte, in Zukunft häufiger bei österreichischen Online-Shops zu kaufen, so steht die Gratislieferung mit 79 Prozent ganz oben auf der Wunschliste, gefolgt vom Angebot regionaler oder heimischer Produkte mit 61 Prozent. Damit regionale Shop-Plattformen und Online-Händler auch künftig erfolgreich sind, müsse es ihnen laut Experten gelingen, ein nachhaltiges Verhältnis mit den in der Krise gewonnenen Kunden aufzubauen. Dazu gehören unter anderem:

    • laufende Kommunikation mit den Kunden
    • maßgeschneiderte Angebote    
    • Geschwindigkeit bei der Beantwortung von Konsumentenanliegen 
    • rasche Auslieferung der bestellten Waren
    Die Digitalisierung der heimischen Betriebe – konkret das Handeln und Verkaufen über Webseiten, eine bessere Präsentation und Werbung für die Produkte und generell der Aufbau von Fachwissen – sehen Experten längst als einen Schlüssel für die Wiederbelebung der Wirtschaft. Laut Digital Economic and Society Index (DESI) stehen die heimischen KMU bei E-Commerce und Marketing über Social Media unterdurchschnittlich da. Der digitale Aktionsplan Austria – E-Commerce soll dies ändern.