Der Weg zur richtigen Unternehmens-Kooperation

  • Eine Kooperation zwischen zwei oder mehreren Unternehmen kann zu einem nachhaltigen Erfolgsschub führen. Aber wie gelingt es, die sich bietende Chance einer Kooperation auch effizient zu nutzen? Rasche Veränderungen und Transformationen am Markt drängen Unternehmen laufend zu Innovationen; der Wettbewerb am Markt wird zunehmend intensiver. Während viele Unternehmen mit internen, schrittweisen Veränderungen auf den Mitbewerb reagieren, suchen manche Firmen einen anderen Lösungsweg: eine Kooperation. Mit dem richtigen Partner verbündet man sich zu einem schlagkräftigen Team. Es geht darum, die Stärken der einzelnen Partner zu vernetzen und so Know-how zu bündeln – so lautet zumindest die Theorie. Die Motive für eine Kooperation sind vielfältig. Laut einer Befragung des Beratungsunternehmens Deloitte rangieren Steigerung der Innovationsfähigkeit sowie Zugang zu neuen Technologien ganz oben auf der Liste. Eine Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat untersucht, welche Effekte Kooperationen auf den innovativen Output aufweisen:

    • Ein Kooperationsengagement führt zu einer – zumeist deutlichen – Steigerung des Innovationserfolgs.
    • Durch Kooperationen erhält man zum einen neues Wissen und zum anderen bringt man Produkte viel schneller auf dem Markt. 
    • Kooperationen sind ein Indikator für eine offene Kultur im Unternehmen.
    • Kooperationen erhöhen die Qualität der Prozesse sowohl bei der Entwicklung einer Innovationsstrategie (Problemidentifikation, Ideengewinnung, Ideenauswahl) als auch bei der Entwicklung von Innovationen, der Markteinführung und dem Vertrieb.
    • Die Identifizierung neuer Märkte, die Anpassung an Kundenbedürfnisse, die Bindung von Kunden und Lieferanten, die Sichtbarkeit des Unternehmens auf dem Markt sowie Wettbewerbsvorteile haben sich bei allen befragten KMU durch eine Kooperation verbessert.
    KMU gehen hierzulande laut dem Ministeriumsbericht „KMU im Fokus 2019“ besonders häufig Innovationskooperationen ein (22 % im Vergleich zum EU-Durchschnitt von 12 %). Auch wenn die meisten Unternehmen mit den eingegangenen Kooperationen zufrieden sind (72 % sind „sehr“ oder „eher“ zufrieden, so eine Deloitte-Befragung), die Gefahr des Scheiterns lauert bei einer neuen Zusammenarbeit freilich immer. Als Hauptgrund für den Misserfolg wird von den befragten Unternehmen „fehlendes Engagement des Kooperationspartners“ gesehen. Interessenskonflikte, einseitiges Abschöpfen von Kooperationsvorteilen, widersprüchliche Zielbeziehungen sowie die Unvereinbarkeit der Unternehmenskulturen folgen auf der Liste.

Die Phasen einer Kooperationsbildung

  • Die Handelskammer Münster teilt den Verlauf einer Kooperation idealtypisch in folgende vier Phasen ein:

    • Phase 1: Die Einstellung zur Kooperation klären
      Im eigenen Unternehmen müssen zunächst die Grundsatzfragen geklärt werden: Ist eine Kooperation das Richtige? Welche Ziele können damit effizient umgesetzt werden? Welche Partner kommen grundsätzlich in Betracht? Was wird von ihnen erwartet? Ist das Unternehmen in der Lage (z.B. wegen des Führungsstils), Kooperationen einzugehen?

    • Phase 2: Das Kooperationskonzept entwickeln
      Mit potenziellen Partnern über Kooperationsideen sprechen. Bereits hier sollte es gelingen,
      die eigenen Kooperationsziele und die der möglichen Partner sowie die Spielregeln klar zu definieren, damit darauf aufbauend ein Kooperations-Konzept entwickelt werden kann. Nur so können frühzeitig Missverständnisse vermieden werden.

    • Phase 3: In der Pilotphase lernen
      Es lohnt sich, die Kooperation zunächst mit kleineren Projekten zu testen und zu entwickeln – denn manches ergibt sich erst aus der tatsächlichen Zusammenarbeit. Die gemeinsamen Spielregeln können nachgeschärft werden, die Vertrauensbasis kann wachsen.

    • Phase 4: Die Kooperation etablieren
      Nach der Testphase kann die Kooperation in vollem Umfang im Tagesgeschäft umgesetzt werden. Im optimalen Fall kann die Kooperation weiter vertieft werden: Neue Ideen werden mit den Partnern entwickelt und realisiert.

Worauf bei Kooperationen zu achten ist

  • Die Spielarten der Kooperationen sind dabei mannigfaltig: Sie reichen von projektbezogener Zusammenarbeit bis hin zu Gemeinschaftsunternehmen oder Beteiligungen. Das Ziel der Zusammenarbeit ist stets, dass jeder Partner davon profitieren kann (die oft zitierte Win-Win-Situation). Die DLR-Studie hat zusammengefasst, worauf bei einer möglichen Kooperation zu achten ist:

    • Das Kooperations-Ziel muss präzise formuliert sein. Eine ungefähre Verabredung auf vage Kooperations-Ziele führt mit sehr großer Wahrscheinlichkeit zu Unzufriedenheit und selten zum Erfolg. Erwartungen und Zielvorstellungen der Partner müssen vor Beginn der praktischen Zusammenarbeit auf einen Nenner gebracht werden, damit man nicht aneinander vorbei arbeitet.
    • Die Aufgaben und Kompetenzen müssen klar verteilt werden. Nur so kann die Zusammenarbeit tatsächlich arbeitsteilig Hand in Hand erledigt werden. Dadurch können keine Konflikte um Zuständigkeiten entstehen, Doppelarbeiten oder liegen gebliebene Arbeiten werden vermieden. 
    • Die einzelnen Kooperations-Maßnahmen, Termine, Kosten usw. müssen festgelegt sein. Nur so wird die gemeinschaftliche Arbeit nachvollziehbar, der Erfolg messbar und sind Kurskorrekturen möglich. 
    • Erfolgreiche Kooperationen leben vor allem von ehrlicher Kommunikation und Transparenz.
    • Die Rechte und Pflichten der Partner sollten bekannt sein. Trotzdem sollte jeder Partner grundsätzlich kompromissbereit sein. Keiner darf versuchen, den anderen zu „überfahren“.
    • Bei intensiver Zusammenarbeit, vor allem wenn neue Technologien im Spiel sind, sollten interne Richtlinien dafür sorgen, sowohl das eigene geistige Eigentum als auch das des Partners zu schützen.

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